Thüringen gedenkt der Opfer des Nationalsozialismus

Gemeinsame Medieninformation der Thüringer Staatskanzlei, des Thüringer Landtags und der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora

 

Thüringen gedenkt der Opfer des Nationalsozialismus

 

Am 27. Januar gedenken der Thüringer Landtag, die Thüringer Landesregierung und die Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora gemeinsam der Opfer des Nationalsozialismus. Aufgrund der Corona-Pandemie wird dies ein anderes Gedenken als in den Vorjahren sein – ohne Veranstaltung im Thüringer Landtag und ohne gemeinsame Kranzniederlegung in der Gedenkstätte Buchenwald. Gedacht wird mit einer virtuellen Veranstaltung, die als Video veröffentlicht wird, sowie mit der Freiluft-Ausstellung „KZ überlebt“ im Erfurter Beethovenpark.

 

Landtagspräsidentin Birgit Keller: „Die Nationalsozialisten brachten unermessliches Leid und Tod über die Welt. Wir gedenken der Opfer, deren Schicksale uns ergreifen. Unsere Ausstellung ‚KZ überlebt‘ widmet sich 16 Thüringer Schicksalen während dieser grausamen Zeit. Mit Porträt-Tafeln geben wir den Opfern ein Gesicht und berichten mit berührenden Texten und Zitaten aus dem Leben der ehemaligen Häftlinge. Sie sollen im Erfurter Beethovenpark und auch digital weithin sichtbar sein und an die 70.000 Männer, Frauen und Kinder erinnern, die Buchenwald und Mittelbau-Dora nicht überlebten. Der Auszug aus der künstlerischen Ausstellung ‚KZ überlebt‘ von Stefan Hanke ist ein ergreifender Beitrag zu unserer Erinnerungskultur.“

 

Ministerpräsident Bodo Ramelow: „Das Gedenken an die Opfer der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft gehört zu den moralischen und politischen Pflichten unserer freiheitlichen Gesellschaft. Auch 76 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz dürfen wir nicht nachlassen, die Erinnerung an die Millionen Morde, an millionenfache Erniedrigung und Entrechtung, an die beispiellose Verrohung und das komplette Versagen jeglicher Menschlichkeit lebendig zu halten – weil unsere Verantwortung für das Geschehene nie verjährt. Auch in Zukunft müssen wir beharrlich an den Fragen arbeiten: Wie war ein solches Morden möglich? Was können wir tun, damit sich dieses Grauen niemals wiederholt, damit nicht wieder mitgemacht oder weggeschaut wird? Das ist auch die Mahnung der Menschen in der Ausstellung ‚KZ überlebt‘ – wenn sie über ihre unauslöschliche Sehnsucht nach Freiheit berichten, und wenn sie über die sprechen, denen es nicht vergönnt war, die Freiheit zu erreichen. In diesem Sinne ist und bleibt der 27. Januar ein Tag des Nachdenkens der Menschen über uns selbst.“

 

Stiftungsdirektor Prof. Dr. Jens-Christian Wagner: Im Nationalsozialismus wurden Millionen Juden, Sinti und Roma, Oppositionelle, Kriegsgefangene, Kranke, Zwangsarbeiter/innen, Homosexuelle, Zeugen Jehovas und sogenannte ‚Asoziale‘ verfolgt und ermordet. Viele Deutsche beteiligten sich aus eigenem Antrieb an den Verbrechen. Heute nehmen überall auf der Welt Geschichtsrevisionismus, Rassismus, Antisemitismus und Nationalismus zu. Dem müssen wir eine ethisch fundierte und wissenschaftlich begründete Auseinandersetzung mit den nationalsozialistischen Verbrechen entgegensetzen. Unser aller Ziel muss es sein, ein aufgeklärtes Geschichtsbewusstsein zu stärken, das sich den Gefährdungen unserer demokratischen und weltoffenen Kultur entgegenstemmt.

 

 

Ausstellung „KZ überlebt“:

Auf elf mobilen Großflächen präsentiert die Ausstellung ab dem 26. Januar als Erinnerungsrundgang im Erfurter Beethovenpark vor dem Thüringer Landtag die Porträts von 16 Holocaust-Überlebenden zusammen mit biografischen Texten.

 

Für sein Projekt „KZ überlebt“ schuf der Fotograf Stefan Hanke über 120 Porträts von Überlebenden nationalsozialistischer Konzentrationslager. Eine Auswahl von 16 Porträts im Großformat sind im Beethovenpark zu sehen. Entstanden sind sie zwischen 2010 und 2014, mehr als 65 Jahre nach der Befreiung.

 

1945, als sie befreit wurden, waren viele Porträtierte noch Jugendliche oder sogar Kinder. Die Erfahrung der KZ-Haft prägte ihr Leben. Viele machten es sich zur Aufgabe, nachkommenden Generationen als Zeitzeugen vom Grauen in den Lagern zu berichten. Die meisten von Stefan Hanke Fotografierten sind inzwischen verstorben.

 

Hinweis:

Die Thüringerinnen und Thüringer sind herzlich eingeladen, am Gedenken teilzuhaben. Das Video mit Grußworten von Landtagspräsidentin Birgit Keller, Ministerpräsident Bodo Ramelow und Stiftungsdirektor Prof. Dr. Jens-Christian Wagner ist ab dem 27. Januar, 10 Uhr, online:

 

www.thueringen.de

bzw.

www.thueringer-landtag.de/landtag/ausstellungen/kz-ueberlebt